Mittags in der Mensa. Lange Schlangen vor der Kasse. Die Zeit drängt, gleich beginnt das nächste Seminar. Und jetzt auch noch das: Ein Kommilitone hat nicht genügend Guthaben auf seiner Chipkarte und kramt umständlich in seinen Taschen nach Bargeld. Die hinter ihm Wartenden stöhnen und verdrehen die Augen.
Geht es nach dem Studierendenwerk Stuttgart, das unter anderem für die Hochschulgastronomie zuständig ist, dann gehören solche Szenen in den Stuttgarter Mensen bald der Vergangenheit an. „Wir haben das strategische Ziel, den Bargeldumlauf in der Gastronomie zu verringern“, sagt Birgit Müller, die beim Studierendenwerk im Marketing tätig ist. Weniger Bargeldzahlungen verringern laut Müller nicht nur die Wartezeiten an den Kassen und die Gefahr von Falschbuchungen, sondern sparen auch Kosten: „Das Bargeld muss von einer Sicherheitsfirma abgeholt und bei der Bank eingezahlt werden, das verursacht erhebliche Aufwände.“
Quelle: Christoph Duepper Photography
Den ersten Schritt in den bargeldlosen Zahlungsverkehr hat das Studierendenwerk gemeinsam mit den Hochschulen schon vor Jahren getan: Jeder Studierende hat auf seinem Studierendenausweis eine Chipkartenfunktion, über die sich nicht nur das Essen in der Mensa, sondern auch die Benutzung von Waschmaschinen und an manchen Hochschulen auch von Druckern und Kopierern bezahlen lässt. Die Aufladung erfolgt traditionell über Aufwerter-Automaten, an denen die Studierenden per Bargeld oder Girocard ein Guthaben auf die Karte laden können.
Das Aufladen kann allerdings im hektischen Unialltag schnell vergessen werden. Außerdem müssen die Nutzer immer das aktuelle Guthaben im Blick haben, um rechtzeitig den nächsten Aufwerter ansteuern zu können. Seit 2017 bietet das Studierendenwerk daher eine wesentlich bequemere Alternative zum Automaten: die Autoload-Funktion. Einmal aktiviert, müssen sich Studierende keine Gedanken mehr über das Guthaben auf ihrer Chipkarte machen, sondern können diese bei Bedarf an der Kasse aufladen lassen. „Autoload mit PayPal war für uns der nächste konsequente Schritt auf dem Weg zum bargeldlosen Zahlungsverkehr“, sagt Müller.
Der Einstieg in die Autoload-Nutzung ist denkbar einfach. Die Studierenden benötigen dazu nur die Nummer ihrer Chipkarte und eine PIN, die sie an den sogenannten InfoPoints, den Informationstheken des Studierendenwerks, erhalten. Mit diesen Informationen meldet sich der Nutzer auf dem Autoload-Webportal an, das in die Website des Studierendenwerks eingebettet ist, und verknüpft die Chipkartendaten mit einem PayPal-Konto. Bei der Registrierung können die Studierenden außerdem entscheiden, ab welchem Restguthaben sie ihre Karte aufladen wollen und wie hoch der Betrag sein soll, der beim Erreichen dieser Grenze automatisch nachgeladen werden soll. „Die Aufladung kann in Ein-Euro-Schritten zwischen 10 und 30 Euro erfolgen“, sagt Birgit Müller. Das umständliche Kramen nach Bargeld an der Mensa-Kasse gehört damit der Vergangenheit an. „Ist auf der Karte nur noch der definierte Restbetrag übrig, wird beispielsweise eine Studentin an der Kasse gefragt, ob sie ihre Karte per Autoload aufladen möchte“, erklärt die Marketing-Verantwortliche das Prinzip, „stimmt sie zu, wird der definierte Betrag direkt nachgeladen.“
Quelle: Christoph Duepper Photography
Bezahlt wird bei Autoload ausschließlich über PayPal. „Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für PayPal entschieden“, sagt Müller, „so haben beispielsweise viele ausländische Studierende bereits ein PayPal-Konto. Sie können Autoload direkt nutzen, ohne ein deutsches Bankkonto eröffnen zu müssen.“ Auch die Erfahrungen des Studierendenwerks in Freiburg, das PayPal schon als Zahlungssystem im Einsatz hatte, sprachen für die Entscheidung: „Es existierte bereits eine Schnittstelle zu einem Warenwirtschaftssystem, das wir auch nutzen. Diese musste daher nicht erst programmiert werden.“ Schließlich können Rückläufer und Zahlungsausfälle, wie sie gelegentlich bei der Girocard-Nutzung an den Aufwertern vorkommen, bei Autoload nicht auftreten: „PayPal übernimmt das Ausfallrisiko“, sagt Müller, „wir erhalten das Geld sofort.“
Besonders wichtig ist dem Studierendenwerk aber vor allem der Datenschutz, der durch die Nutzung von PayPal gewährleistet wird. „Die Nutzerdaten liegen auf den Servern von PayPal und nicht bei uns“, erklärt die Marketing-Verantwortliche. „Wir kennen nur die Kartennummer und die Hochschule des Nutzers“, betont Müller „wer die oder der Studierende ist, wissen wir nicht.“ Da der Zahlungsdienstleister eine Banklizenz besitzt und damit den strengen Regeln der Finanzaufsicht unterliegt, sind die Daten dort besonders gut geschützt.
Über den Nutzerkreis von Autoload kann Müller aufgrund der sparsamen Datenerhebung wenig sagen. Immerhin weisen die steigenden Registrierungszahlen auf ein zunehmendes Interesse hin. „Da im Wintersemester mehr Neuanmeldungen zu verzeichnen sind als im Sommer, gehen wir von einem relativ großen Anteil an Erstsemestern unter den Nutzern aus“, sagt Müller.
Für das Sommersemester 2019 plant das Studierendenwerk eine große fünfwöchige Autoload-Promo-Aktion. „Neu ist, dass Studierende sich ab dann an vielen Kassen in unseren Mensen und ausgewählten Cafeterien ihre Kartennummer und die PIN für die Autoload-Registrierung abholen können“, erklärt Müller, „Bislang war dies nur an den InfoPoints in unseren drei größten Mensen möglich.“